Im Lauf der Generationen wurden von diesen fünf bzw. vier Höfen nach und nach größere und kleinere Anwesen abgetrennt: Taglöhnerfamilien erhielten Grundstücke als Lohn zugewiesen und wurden damit sesshaft; für Kinder wurden auf Hofteilen und in Gärten neue Häuser errichtet. In einer Urkunde von 1609 heißt es: „Daß Dorff mitsambt der Pfarr Gemeinrecht und allen Untertanen gehört dem Kloster allein zu und hat sonst niemand nichtß allda, hat 4 Bauernhöff, 34 Körblergütler samt dem Wirtshauß, Bad und Hirtenhaus“.
Eine zeitlang konnte sich Weißenbronn „Markt Weißenbronn“ nennen. Im 16. Jahrhundert hatte Markt Triebendorf jährlich drei Märkte gehabt. Da dieser Ort aber an Bedeutung verlor, waren ihm auf Antrag des Klosters zwei Märkte genommen und nach Bonnhof und Weißenbronn gelegt worden. Mit dieser Marktgerechtigkeit, die einem Ort eine gewisse Bedeutung verlieh, argumentierten die Weißenbronner auch, als sie 1631 einen Antrag für eine Schmiede an die markgräfliche Verwaltung stellten. Seit 1601 hatten sie zwar einen Hufschmied, jedoch waren sie schon von jeher ohne Gemeindeschmied gewesen und mussten für alle diesbezüglichen Arbeiten nach Weiterndorf. Als im Jahr 1631 der Weiterndorfer Gemeindeschmied Hans Reuter, bedingt durch die Kriegswirren nach Weißenbronn verzogen war, nutzten die Weißenbronner das günstige Argument: „... unser Ort hat 36 Herdstätten, eine Pfarrkirche, Marktgerechtigkeit und mehr als Weiterndorf ein Recht auf eine Schmiede ... Nach einigem Hin und Her gab es daraufhin ab 1639 in Weißenbronn einen Gemeindeschmied. An anderen Handwerkern hat es bei uns seit 1602 einen Schuster, einen Schneider, einen Weber, einen Schreiner, einen Büttner, einen Maurer und einen Wagner gegeben, die alle Nebenerwerbslandwirte waren. Es war auch ein Bäcker ansässig, da nur Hofbesitzer das Recht auf einen eigenen Backofen zugestanden bekamen, es aber eine ganze Anzahl anderer Leute im Ort zu versorgen gab.
An anderen Berufen sind für diese Zeit noch verzeichnet: Taglöhner, Klosterdiener, Bader, Hirt oder Hutmann, Förster, Klostermeister, Klosterpott, Fuhrknecht oder Karrmann, Kornmann, Vorreiter, Klosterkoch, Pfeifer, Messer und Wirt.
Durch den Dreißigjährigen Krieg war ganz Deutschland in seiner politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung um Jahrhunderte zurückgeworfen worden. Der Bauern- und Bürgerstand war verarmt. Die Bevölkerungsverluste waren in den einzelnen Gebieten sehr ungleich. Die Hauptzerstörungsgebiete hatten 50 bis 70 % ihrer Menschen verloren.
Auch in der Kirchengemeinde Weißenbronn waren die Einbußen schrecklich. So stehen für das Jahr 1632 nur 32 Kinder im Taufbuch, auf die aber 199 Sterbefälle kommen. Ein Jahr später gab es dann nur eine Taufe. Bereits 1646 war die Seelenzahl der gesamten Kirchengemeinde auf 141 gesunken, obwohl ab 1645 die ersten Namen von Österreichischen Exulanten, d.h. Vertriebenen aus Glaubensgründen in den Pfarrbüchern vorkommen. Manche ließen sich auch für immer in der Pfarrei nieder. Zu der gehörten damals immerhin neben der heutigen Ausdehnung Wollersdorf, Reuth, Watzendorf mit Suddersdorf und Kitschendorf, Birkenhof, einige Häuser in Haag, Ziegelhütte, Schönbühl und der Berghof.
In den ersten zwölf Jahren des Dreißigjährigen Krieges hatte das Dorf und die Pfarrei von Weißenbronn verhältnismäßig wenig unter seinen Schrecken zu leiden. Nicht allzu oft gab es Durchzüge von Truppen und Einquartierungen. Eine für den Herbst 1621 kann man daraus erschließen, dass die Frau eines Soldaten aus dem Mansfeld`schen Lager beim „Bauern aufm Berg“, dem Berghof, ein Kind gebar. Im November desselben Jahres wurde dort ein Soldat tot im Backofen gefunden. Hatte er sich aufwärmen wollen? Eine längere Zeit scheint das Kloster und seine umliegenden Gebiete von beiden kriegsführenden Parteien rücksichtsvoll behandelt worden zu sein. Vielleicht war es tatsächlich so, wie Pfarrer Lauter in seiner Pfarrchronik von 1890 meint, dass die Mönche in ihren weißen Kutten für die Katholischen katholisch und für die Evangelischen lutherisch waren. 1622 gab es eine „Einquartierung“ erfreulicher Art: Die Hofbeamten aus Ansbach machten der Kurfürstenwitwe von Heidelberg, die auf dem Weg nach Cadolzburg war, in Weißenbronn ihre Aufwartung. Für 8 Gulden – recht viel mehr musste man nicht für eine Kuh bezahlen! – wurde im hiesigen Wirtshaus verzehrt, 1 Eimer Wein (= 68,5 l) und 2 Eimer Bier wurden getrunken und aus der Klosterbäckerei wurden 40 Laib Brot herbeigeschafft.
Das tägliche Leben war bestimmt nicht leicht. Dadurch, dass die Städte in Verteidigungsbereitschaft versetzt wurden und die Inflation zunahm, kam der Handel mehr und mehr zum Erliegen, was eine erneute Teuerung nach sich zog. Hatte z.B. ein Pferd bisher 50 bis 70 Gulden gekostet, so musste man jetzt 200 bis 300 Gulden dafür bezahlen; eine Kuh, die bisher 10 bis 12 Gulden wert war, wurde jetzt für 30 bis 40 Gulden verkauft. Wie es die älteren unter uns noch selber kennen, wurden auch im Dreißigjährigen Krieg die Lebensmittel rationiert. Zu diesen Erschwernissen kam auch noch die Pest, an der allein in Aich 1627 innerhalb von vier Monaten zwölf Menschen starben. Oft geschah es, dass nach den ersten Pestfällen ganze Dörfer verödeten, weil die Bevölkerung panikartig den Ort verlassen hatte, wie es z.B. von Wollersdorf berichtet wird.
Ab 1631 mussten die Menschen vermehrt aus ihren Dörfern flüchten. Marodierende Truppen machten die Gegend unsicher. So hatten umherschweifende Soldaten am 7. November 1631 auf der Kirchleite den Weißenbronner Mathesius erschossen, dessen Kind am Tag nach seinem Tod getauft wurde. Mit den Aufzeichnungen von Pfarrer Ihring beginnt in Weißenbronn die regelmäßige schriftliche Überlieferung. Im Umkreis von 15 Kilometern tat er seinen Dienst. Als 1633 der Pfarrer von Neuendettelsau starb, blieb die Pfarrstelle bis 1646 unbesetzt. Allein hier hatte er schon sechzehn Trauungen – einmal neun an einem Tag. Auch in Petersaurach gab es keinen Pfarrer. Ab 1634 war Bürglein ohne Seelsorger, 1634 bis 1646 Rohr, das in der Zeit sogar seine Kirche verlor. Auch in Großhabersdorf, das damals zweieinhalb Wegstunden entfernt war, musste er aushelfen. 1640/41 war Roßtal verwaist – auch dort musste er amtieren. Windsbach hatte von 1639 bis 1642 keinen Pfarrer. Dürrenmungenau war nicht besetzt – der nächste war der Weißenbronner Pfarrer. So könnte man weiterfahren und aufzählen.
Zu dieser Arbeitslast kam der Kampf um das tägliche Brot. Pfarrer Ihring schreibt: „Ich habe all mein Vermögen 123 fl (Gulden) leichter Währung allein in das trockene Brot aufwenden müssen, sintemal ich das Simra Korn (1 Simra = rd. 222 kg) zu 16 bis 32 Rtlr. (= Reichstaler) hab zu Ansbach kaufen müssen, dabei sichs oft begeben, daß mir auf dem Weg ist alles abgenommen worden. Endlich hab ich halb Kleie und halb Korn gebacken, welches neben dem vielen Schrecken mir an meiner Gesundheit geschadet und ich in große Schuld und Verachtung geraten. Mein Gehalt im Jahr 1644 bestand in 34 fl, Geldanschlag von 3 Sra. Zehntkorn, 1 Sra Gerste und 2 Metzen (1 Metze rd. 14 kg) Weizen. Hab alles selber ausgezählt und auf dem Felde zusammengetragen, die Kosten zu sparen. An kleinen Gefällen 5 fl. Davon soll ich mit Weib und Kindern leben. Ein Knecht hat so viel. Die Accidenzien (Abgaben) von 141 Seelen sind sehr gering.“
Zudem lebten die Leute in einer ständigen Unsicherheit. Am 21. Dezember 1633 übernachtete der evangelische Herzog von Sachsen-Weimar mit einem Regiment Infanterie und 135 Pferden die ja auch versorgt sein wollten, in Heilsbronn. Ein Teil der Mannschaft wurde hier im Ort einquartiert. Schon am 28. Dezember lagen schwedische Truppen hier. Ihr Kapitän Schindler fand kaum Lebensmittel vor. Was er auftrieb, wurde beschlagnahmt. Im Februar 1634 hielten sich die Weißenbronner wegen der großen Unsicherheit im Kloster auf. Im Jahr 1635 war Pfarrer Ihring nach Nürnberg geflüchtet. Im Frühjahr 1637 plünderten Truppen des Feldherrn Piccolomini unser Dorf. Großvieh wurde geraubt und nur gegen ein Lösegeld wieder zurückgegeben. Sechs Bauern wurden zwölf Pferde während des Pflügens weggenommen. Der Schaden „wäre nicht so groß gewesen, wenn wir nicht acht Wochen lang an unserem Feldbau wären verhindert worden.“ 1638 gab es keine Pferde mehr in der ganzen Umgebung. Saatgut musste aus Nürnberg geholt werden. Am 20. Juli flohen die Weißenbronner ins Kloster. Im November waren sie wieder dort „wegen des Piccolominischen Volkes, das durch unser Dorf seinen Marsch nach Ansbach nahm“. Im Februar 1640 ging die Flucht sogar in die Festung Lichtenau.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg ging es mit dem Ort allmählich wieder bergauf. Zwar gab es durch Missernten und Teuerungen immer wieder Rückschläge, aber Kriege betrafen den Ort nicht mehr unmittelbar, und auch der Herrschaftswechsel in Ansbach, wo 1792 Friedrich Wilhelm II. König von Preußen in den Besitz der Markgrafschaft gekommen war, brachte für die Bevölkerung keine großen Einschnitte.