Ältere Chroniken berichten von einer ersten urkundlichen Erwähnung von „Beldingestorf“ bereits im 12. Jahrhundert. Die älteste vorliegende Urkunde, in der Böllingsdorf als „Pollisdorf“ genannt wird, stammt jedoch erst aus dem Jahr 1266. Damals stiftete der Nürnberger Heinrich von Stein, der Schwiegervater zweier Töchter des Conrad von Sulzbürg, „als Seelgerät für seine Frau Gertrud dem Kloster Heilsbronn seine Güter in ‚Pollisdorf’ und Hausen“, damit aus den Erträgen daraus der Konvent an jedem Freitag während der Sommerzeit Fische bekommen sollte.
Ortsnamenforscher vermuten, dass die früheren Formen des heutigen Ortsnamens Böllingsdorf aus den Personennamen Belding, Beldin oder Balding – vielleicht der Anführer fränkischer Siedler – entstanden sind. Diese Siedler dürften den Ort bereits im 8. Jahrhundert gegründet haben.
Die wenigen weiteren Urkunden, in denen Böllingsdorf erwähnt wird, gewähren kaum tiefere Einblicke in die Geschichte des Ortes. Das ist auch damit zu erklären, dass Böllingsdorf schon immer zur Kirchengemeinde und später auch zum Schulsprengel Bürglein gehörte und nie vom Kirchdorf abgetrennt oder demselben zugeschlagen wurde, wie es zum Beispiel Gottmannsdorf, Markttriebendorf oder Weiterndorf widerfahren ist.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass Böllingsdorf immer in jeder Hinsicht zu Bürglein gehörte: Erst nach Zerfall des „Alten Reiches“ und Proklamation des Königreiches Bayern im Jahr 1806 entstanden die politischen Gemeinden. Seither bildeten die beiden ehemals selbständigen Dörfer Bürglein und Böllingsdorf die Gemeinde Bürglein. Nun wurde eine gemeinsame Verwaltung aufgebaut und ein gemeinsamer Bürgermeister gewählt. Bis zum Ende der preußischen Herrschaft (1792 bis 1806) hatte Böllingsdorf, wie jedes andere Dorf auch, einen eigenen Bürgermeister oder Ortsvorsteher und höchstwahrscheinlich sogar eine eigene Gemarkung und ein Gemeindeanwesen. Der vermutlich letzte Bürgermeister des Ortes Böllingsdorf war Johann Helmreich.
Ab etwa 1796 führten die Preußen in unserer Gegend Hausnummern ein. Dabei gingen die Beamten streng der Reihe nach, also entlang der Straßen, vor. Aus den alten Hausnummern 1 bis 9 können also keine Rückschlüsse auf das Alter der einzelnen Anwesen gezogen werden, da diese Höfe alle der Reihe nach in einer Linie liegen. Diese neun Anwesen bestanden nachweislich schon im Jahr 1834.
Vermutlich im Herbst 1926 wurde für die Dreschmaschinen-Garnitur der späteren Dreschgenossenschaft Bürglein-Böllingsdorf-Wendsdorf am Rande Böllingsdorfs eine Scheune gebaut, die im Jahr 1942 für die Dämpfkolonne zum Hang hin erweitert wurde. Später war sie Eigentum der Gemeinde Bürglein beziehungsweise der Stadt Heilsbronn und wurde zum Teil noch von den Landwirten und Waldbauern genutzt. Im Sommer des Jahres 2006 wurde sie an zwei benachbarte Anwesen verkauft.
1930 entstand in Böllingsdorf der Feuerlöschweiher. Das Raiffeisen-Lagerhaus direkt daneben datiert auf das Jahr 1940. 1994 wurde dort die Getreideannahme eingestellt und das Gebäude fünf Jahre später verkauft und zu einem Wohnhaus umgebaut.
Ab dem Jahr 1965 entstand die Siedlung am Holzberg, wodurch sich die Zahl der Anwesen von bis dato 23 auf heute 63 erhöhte.
Mit der Eingemeindung der Gemeinde Bürglein in die Stadt Heilsbronn am 1. Januar 1972 endete auch die Amtszeit des 13. Bürgermeisters der Gemeinde Bürglein, Johann Lorenz Rosa. Jeder der elf namentlich bekannten Bürgermeister der Gemeinde Bürglein war in Bürglein wohnhaft. Ob es jemals einen Bürgermeister der Gemeinde Bürglein gab, der in Böllingsdorf wohnte, ist ungewiss. Zum 1. Oktober 1985 wurden auch in Böllingsdorf die neuen Hausnummern in Kombination mit Straßenbezeichnungen eingeführt. Bis dahin waren 49 Hausnummern vergeben worden.
Die Stadt Heilsbronn legte ungefähr 1991 auf einer früheren Wiese in Böllingsdorf einen Bolz- und Spielplatz an.
Über eigene Vereine, Verbände, Genossenschaften oder ähnliches verfügte Böllingsdorf nie. Die Ortsbewohner waren seit jeher in den Bürgleiner Gruppierungen aktiv, und so mancher von diesen hätte wohl ohne seine Böllingsdorfer Mitglieder Schwierigkeiten zu überleben. Schade nur, dass seitens der Neubürger in der Siedlung recht wenig Interesse am Vereinsleben besteht. Die meisten großen Jubiläumsfeste der Bürgleiner Vereine werden traditionell auf einer Wiese in Böllingsdorf gefeiert.
Von einem „Bauerndorf“, das es vor 60 Jahren noch war, kann bei Böllingsdorf längst nicht mehr gesprochen werden: Von den ehemals elf Milchvieh haltenden Betrieben gab der letzte zum 1. Oktober 1990 die Milchablieferung auf. Dieses und ein weiteres Böllingsdorfer Anwesen waren die letzten Milchlieferanten aus Bürglein und Böllingsdorf. Das letzte Böllingsdorfer Rindvieh verkaufte der größte Bauer am 13. Februar 1996, und am 18. Januar 2011 wurde das letzte in Böllingsdorf gemästete Schwein geschlachtet. Außer ein paar Schafen auf einem Anwesen gibt es heute keinerlei Nutzvieh in Böllingsdorf mehr, abgesehen von einigen Hühnerhaltern und einer Imkerin.
In Böllingsdorf waren von jeher weniger Gewerbebetriebe ansässig als in Bürglein. Zu nennen wären hier neben dem Schuster, dem Weber, dem Wagner, dem Hafner, dem Korbmacher und ein paar Schneidern vor allem ein Baugeschäft, eine Zimmerei, eine Tankstelle samt Autowerkstatt und Fahrradgeschäft, eine Getränkehandlung, eine Naturheilpraxis, ein Café und ein Kosmetikstudio.
Am Wochenende 11./12. Juni 2016 feierte Böllingsdorf das 750-jährige Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung. Den Höhepunkt bildete die „Böllympiade“ am Samstagabend – ein Wettkampf zwischen Mannschaften aus fast allen umliegenden Ortschaften. Der Besucheransturm war überwältigend. Von der vom Festausschuss herausgegebenen Festschrift „Ein Spaziergang durch Böllingsdorf von 1266 bis 2016“ sind noch einige Restexemplare im Bürgleiner Pfarramt erhältlich.
Am 31. Dezember 2023 wohnten in Böllingsdorf 198 Personen.
Böllingsdorf, im Februar 2024
Jürgen Hufnagel